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U wie Uhren

... oder auch Zeitmesser genannt.

Zeit – eine Einheit, von der jeder Mensch täglich die gleiche Menge zur Verfügung hat, diese subjektiv aber sehr unterschiedlich wahrgenommen wird.

Messer – ein Gegenstand, der etwas teilt und uns das Geteilte als einzelne Bestandteile wahrnehmen läßt, somit auch Zeit in kleinere Einheiten zerlegt und gleichzeitig ein wenig Struktur und Organisation in unser Leben bringt.

Uhren habe ich als zeitliche Orientierungshilfe immer wichtig gefunden. Ich erinnere mich sogar noch an's Erlernen der Uhrzeit mit Hilfe einer Kartonscheibe mit zwei beweglichen Zeigern drauf. Aber welche war eigentlich meine 1. eigene Uhr? Wahrscheinlich ein Wecker.

Noch heute sind die Wecker in meinem Elternhaus so derartig schrill und laut, dass ich mich nicht gerne ans Erwachen erinnere. Meine Mama hatte seinerzeit einen durchaus handlichen Wecker auf ihrem Nachtkästchen, der in einem dunkelgrünen Hardcover zu verstecken oder ausgeklappt als Dreieck mit ablesbarem Ziffernblatt vorne zu verwenden war.

Meine 1. Armbanduhr, eine Digitaluhr, die mir das Christkind vermutlich in den frühen 80er-Jahren gebracht hat, fand ich mit seiner schwarzen Einfassung aus Glas, zwei seitlichen Druckknöpfen für abwechselnde Anzeige von Uhrzeit bzw. Datum und dunklem Lederband im Vergleich zu den damals modernen, silbernen Gliederbändern optisch ganz und gar nicht ansprechend. Dennoch empfand ich als rund 10jähriges Mädchen einen Hauch von Luxus mit meinem eigenen Zeitmesser am Armgelenk. Zu meinem 16. Geburtstag habe ich von meiner damaligen "Clique" als Gemeinschaftsgeschenk meine 1. Swatch um ATS 500,- geschenkt bekommen, die ich mit ihrem durchsichtigen Ziffernblatt und bunten metallicfarbigen Rädchen darunter unheimlich schick gefunden habe. Diese Uhr befindet sich noch heute in meiner persönlichen Schatzkiste.

Pendeluhren sind für mich ein hörbares Symbol von Langeweile und Tristesse im Leben. Ich verbinde dieses Geräusch noch heute mit der Einsamkeit alter Menschen, alleine zuhause sitzend und wartend - worauf auch immer, manchmal auch nur auf die Dunkelheit, die Nachtruhe und den nächsten darauffolgenden langweiligen Tag mit dem Ticken und gelegentlichen Schlagen der Pendeluhr. Obwohl das Pendel eine sichtbare Bewegung darstellt, verbinde ich das hörbare Ticken einer Pendeluhr mit Stillstand. Als wir 2014 unsere Wohnung gekauft haben, stand dort zu meinem Leidwesen ein solches Exemplar, allerdings in sehr gutem Zustand, optisch kein No-Go. Mein technisch verspielter Ehemann und Uhrenliebhaber hatte somit als Zugabe ein neues Spielzeug erworben, von dem wir uns inzwischen jedoch getrennt haben. Als die Uhr verkauft war, war ich erleichtert.

Uhren jeglicher Art und Preisklasse stellen unter anderem ein Hobby meines Mannes darf. Er verschlingt Uhrenmagazine, ist von Schaufenstern teurer Uhrengeschäfte nicht wegzukriegen, zerlegt Uhren auch selber, ehe er sie wie ein Puzzle wieder zusammenfügt und ist fasziniert von deren präziser Fertigung und Arbeitsweise. Als ich vor einigen Jahren mit ihm bei einer Uhrenmesse war, hat er dort mit einem Uhrmacher gefachsimpelt, woraufhin der Uhrmacher gefragt hat, ob mein Mann mit Uhren zu tun hätte, weil es sich technisch so gut damit auskennt. Mehrmals schon hat er erwähnt, dass er gerne Uhrmacher lernen bzw. als solcher arbeiten würde und ich habe diesen ausgesprochenen Wunsch schon mehrmals mit kleinen Initiativen als Geschenk zu Geburtstagen oder Weihnachten unterstützt (mit Uhrmacherkurs bzw. individuellem Werkstattbesuch).Aktuell programmiert und baut er eine eigene Uhr, die in Anlehnung an "Wanduhr oder Kunstobjekt?" mit einer Zeitanzeige in Worten bereits einen Designpreis gewonnen hat.