Genau heute Abend vor einem Jahr, spät am Abend habe ich zum 1. Mal davon gehört, dass ein möglicher Lockdown, eine Schließung der Geschäfte und eine Ausgangssperre kurz bevor stehen. Es hieß, dass Lebensmitteleinkäufe wohl möglich sein würden, jedoch nur während Time-Slots unter möglicher Bewachung der Geschäfte, zudem eine Abriegelung von Städten, was eine Heimreise ins Waldviertel unter Umständen unmöglich machen würde. Meine Vorsorgungsbrücke aus dem Waldviertel schien kurz vor dem Einsturz.
Diese Vorstellung schien mir in mehrfacher Hinsicht unglaublich, dass aber etwas in der Luft lag, war schon tagsüber spürbar.
Mein Tagebucheintrag vom 11. März 2020:

Ich habe mich dann noch bei einer Bekannten mit Insiderwissen rückversichert, ob derartige Einschränkungen wirklich geplant sind und dann wohl die unvorstellbarsten Stunden meines bisherigen Lebens durchlebt.
Wie oft habe ich davon gehört, dass Menschen in Windeseile ihr Hab und Gut zusammenpacken und kurzentschlossen handeln müssen: Was nehme ich mit? Was lasse ich zurück? Wie stelle ich mich auf die bevorstehenden Herausforderungen am besten ein?
Solche Gedanken und viele andere gingen mir durch den Kopf als ich nach der ZIB 2 begann, meinen Haushalt und meine Vorräte einer Inventur zu unterziehen, zu rechnen begann, wieviel ich brauchen würde, um zumindest 2 Wochen versorgt zu sein und die Versorgung unserer beiden Freunde im Stock über uns sicherzustellen, die zu dieser Zeit noch recht unbesorgt und unbehelligt von den Vorzeichen in Österreich im Oman Urlaub machten, damit sie nach ihrer Rückkehr nicht hungern müssen. Ich stellte mich quasi auf die Notversorgung eines 4 Personen-Haushalts ein und auch eine gewisse Anzahl von Klopapierrollen erschien mir nicht unwichtig
.
Das Gefühl dieses Abends ist in mir tief verankert, kannte ich derartiges doch nur aus Erzählungen und war selber in der glücklichen Lage, niemals mit einer solchen Unsicherheit und Ungewissheit konfrontiert gewesen zu sein. Ich habe mich an diesem Abend quasi selber dabei beobachtet, wie ich meinen Vorratsschrank geöffnet, Mehl- und Zucker-Packungen gezählt, Nudeln und Pesto sortiert, Konserven zu Türmen gestapelt, Milch, Eier und etliche kg Reis, Couscous und vieles mehr auf einem Einkaufszettel notiert habe. Es war ein so surreales Handeln, etwas, das man nie zu tun gedacht hätte, das einem möglicherweise aber das Leben retten oder bedeutend erleichtern konnte, etwas, das man nicht leichtsinnig ignorieren durfte. Es war ein Abend, der andeutete, das sich das Leben grundlegend verändern könnte und als ich endlich alle Vorräte gesichtet und ein Konzept einer Einkaufsliste hatte, war es mein Mann, der Langschläfer, der entschied, dass wir am nächsten Morgen ungewohnt früh aufstehen und bei den 1. Kunden des nächstgelegenen Lebensmittelgeschäftes sein würden ...