R wie Reisen.

Ich bin eine Reisende. Irgendwie bin ich immer irgendwo unterwegs, wenn nicht physisch, dann in Gedanken. Auch meine persönliche Entwicklung und das Altern ist eine Reise. Manche Menschen scheinen leider gar nicht vom Fleck zu kommen ☹.
Ein von mir sehr verehrter Künstler, Andre Heller, erzählte während einer Veranstaltung, dass er Menschen in seinem Leben kennengelernt hat, die weit gereist sind, aber gedanklich sehr eingeschränkt in ihrem Vorstellungsvermögen waren, dass er aber auch Menschen kennenlernen durfte, die nie aus ihrem Heimatdorf rausgekommen sind, aber einen enorm großen Horizont bewiesen haben. Diese Beobachtung entspricht viel mehr meinem Verständnis von Reisen als das Konsumieren von Ortswechseln, wozu Reisen in den letzten Jahrzehnten meiner Wahrnehmung nach geworden ist. Nicht die Klimaveränderung und auch nicht das Coronavirus scheinen eine wesentliche Veränderung unseres Denkens in Bezug auf den Sinn des Reisens bewirkt zu haben.
Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass ich schon viel von unserer westlichen Welt auf meinen Reisen gesehen habe, dass ich zusehends zu vergessen beginne, wo ich bereits überall war, welche tollen Orte es mancherorts zu entdecken gab … Besonders gerne erinnere ich mich an meinen Urlaub 2015 der Küste entlang durch Portugal, an meine USA-Reisen nach New York und Washington – beide Städte sinnbildlich für den Nabel der Welt – und spontan auch an eine Pfingstreise/-wanderung mit Marschgepäck querfeldein, möglichst in direkter Linie von Gmünd nach Großglobnitz. Das muss in den späten 80ern schon gewesen sein. Eine Abenteuerreise war’s auf jeden Fall, sonst würde ich mich heute nicht mehr daran erinnern.
Seltsamerweise interessieren mich andere Kontinente nur bedingt. In völlig andere Kulturen reise ich gerne in Form von Erzählungen von Freunden, Dokumentationen oder Reiseberichten. Vielleicht hat es auch mit Bequemlichkeit, meinem Sauberkeitsanspruch und meiner Planbarkeit zu tun, dass ich z.B. niemals nach Indien reisen möchte? Nach Japan hingegen würde ich schon gerne mal reisen, auch Neuseeland, wo eine Schulfreundin eine neue Heimat gefunden hat, würde mich sehr reizen, wenn da nicht diese laaaaaaaaaaangen Flüge wären, die ich als regelrechte Qual empfinde. Sich vorher für ein paar Stunden wie in einer Konservendose zusammen zu quetschen zu lassen, um danach für ein paar Tage Freiheit zu empfinden – mich kostet das ziemliche Überwindung. Heinz zuliebe habe ich mich 2019 überwunden. Ich schließe dieses unglaublich (welt)weitreichende Thema mit einer schönen Erinnerung unserer seinerzeitigen USA-Reise.