L wie Lesen.
Ich lese gerne Bücher, aber keinen Wein (wegen der Spinnentiere auf den Trauben). Trinken mag ich Wein im übrigen auch nicht (siehe A wie Alkohol), Buchstabensuppe hingegen schon. In den letzten Jahren mutiere ich zum Cremesuppentiger, wenngleich ich früher eher ein Suppenkaspar (oder müsste ich heute Suppenkasparin sagen?) war.
Und schon bin ich gedanklich wieder beim Lesen gelandet, konkret bei der Geschichte vom Suppenkaspar – hier zur Erinnerung mit den Illustrationen genau wie in meiner Erinnerung https://de.wikisource.org/wiki/Der_Struwwelpeter/Die_Geschichte_vom_Suppen-Kaspar. Bestimmt kennen fast alle Kinder der Babyboomer diese „pädagogisch wertvollen“ Geschichten – vom Struwwelpeter, vom Zappelphilipp oder von Max und Moritz. Viele Jahre hatte ich diese Geschichten und auch die traurigen Bilder vom verhungernden Suppenkaspar vergessen und plötzlich sind sie wieder da.
An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ich selbst immer wieder überrascht bin, welche Erinnerungen in meinem Kopf bei dieser Art der Biografiearbeit aktiviert und schlagartig wieder lebendig werden, wenn ich bei diesen kaleidoskopähnlichen Lebenserinnerungen ganz einfach drauf los schreibe, was mir in den Sinn kommt.
Gedanklich hängen die Geschichten vom Suppenkaspar & Co in einem großen, dicken, mit schönem, aber schlichtem roten Stoff bezogenen Buch im Haus meiner Großeltern in Litschau fest, das mir schlagartig wieder einfällt und mich faszinierte, worin ich aber nicht gerne gelesen oder geblättert habe. Ich erinnere mich an die Schwere dieses Werks und die gefühlte Schwere, die dieses Buch auf mein Kindergemüt auszuüben imstande war. Rückblickend bin ich ziemlich erschrocken, wenn ich über diese Erziehungsliteratur in den 70er-Jahren genauer nachzudenken beginne. Ich mochte als Kinder grundsätzlich lieber Bücher, die bunt bebildert und voll fröhlicher Erlebnisse und immer für eine Überraschung gut waren. Schauergeschichten über schlimme Kinder mochte ich nie und ließ sie mir auch nicht einreden. Aus eigener Erfahrung wusste ich schließlich, dass es auch brave Kinder wie mich gab 😉.
Ich erinnere mich auch wieder an eine rote Schreibtischunterlagen einer Volkschulfreundin mit einem schwarz-weißen Bücherwurm drauf. Ich sehe diesen Wurm vor meinem inneren Auge genau vor mir und könnte ihn dennoch nicht zeichnen. Zeichnen liegt mir nicht. Was ich nicht zeichnerisch festhalten kann, muss ich in Worte fassen. Daran hat sich bei heute nichts verändert.
Ich liebe das Lesen – als Kind im Auto, quer über dem Bett meiner Eltern liegend oder heutzutage, wenn auch eher selten in meinem Hängesessel oder Sonntag morgens im Bett. Lesen bedeutet für mich das Eintauchen in eine andere Lebenswelt, Abenteuer im Kopf, Träumen mit offenen Augen …. lesen ist einfach wichtig. „Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern.“ (Malala Yousafzai)